EWU, EZB und HVPI …
Nein, nicht die Fanta 4 waren am Donnerstag vor Weihnachten zu Gast an der Außenstelle der Beruflichen Oberschule Inn-Salzach in Mühldorf. Es war Helmut Wahl von der Deutsche Bundesbank in München, der auf Einladung des Fachbereichs Wirtschaft und Verwaltung 90-Minuten lang die Geldpolitik des Eurosystems performte. Seinen Vortrag begann er damit, eine grundlegende Problematik des Eurosystems aufzuzeigen: Der Euro sollte eigentlich die Krönung des europäischen Einigungsprozesses sein und eine einheitliche Fiskal-, Sozial- und Lohnpolitik den Weg dafür ebnen. Der Plan wurde jedoch auf den Kopf gestellt und der Euro musste plötzlich zum Motor dieser Entwicklung werden – bisher ohne Aussicht auf Vollendung. Die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) ist jedoch nicht politischer Natur: Das vorrangige Ziel ist die Preisniveaustabilität. Diese bewegt sich in einem schmalen Korridor zwischen Inflation und Deflation, wobei im Euroraum momentan Deflationsängste vorherrschen, die von der Deutschen Bundesbank jedoch nicht geteilt werden. Geldpolitik wirkt dabei nie direkt auf das Preisniveau (HVPI): Die geldpolitischen Impulse lösen einen Transmissionsmechanimus aus, an dessen Ende die gewünschte Entwicklung stehen soll.
Diese Wirkung wünscht man sich besonders in Krisenzeiten. Helmut Wahl erinnerte an die US-Subprimekrise 2007, die mit der Lehmann-Pleite 2008 in eine Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise führte. Zwar habe der damalige EZB Präsident Mario Draghi die Märkte beruhigen können („… whatever it takes …“), die Risiken der ultralockeren Geldpolitik der letzten Jahre nehmen jedoch zu: Gefahr von Blasenbildung (Aktien, Immobilien), Verquickung von Geld- und Fiskalpolitik bzw. keine Anreize für die Politik, Strukturreformen anzugehen. Für die Zukunft mahnte Helmut Wahl, die Geldpolitik nicht zu überfordern. Nur die Regierungen betroffener Staaten könnten die strukturellen und fiskalischen Probleme lösen, die der Krise zugrunde liegen. Die Geldpolitik kann lediglich Zeit „erkaufen“.
MfG KGA OStR