
Von Immobilienblasen und Börsenfieber
Bundesbankvortrag und Börsenspielehrung an der Beruflichen Oberschule Altötting
In den Schlagzeilen der letzten Tage treten immer stärker Inflationsängste neben Berichte über bestehende Krisenherde und die Pandemie in den Vordergrund. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Hüterin der gemeinsamen Währung ist gefordert, durch ihre geldpolitischen Instrumente dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Der Instrumentenkoffer der EZB und die Wirkmechanismen einzelner Elemente sind Lehrplaninhalte im Fach Volkswirtschaftslehre der 12. Klassen der Fach- und Berufsoberschule. Begleitend zum Unterricht wurde dieses Thema heuer an der Beruflichen Oberschule durch zwei Online-Vorträge der Bundesbank vertieft. Dabei konnten SchülerInnen der Standorte Altötting und Mühldorf zeitgleich an den Vorträgen teilhaben, während Herr Wahl von der Bundesbank aus seinem Arbeitszimmer im Ostallgäu u. a. die Finanz- und Bankenkrise Revue passieren ließ. Problematisch im Hinblick auf die Inflationsbekämpfung ist die hohe Verschuldung der Mitgliedsstaaten des EURO-Raums, so der Dozent. Notwendige Zinserhöhungen könnten hoch verschuldete Staaten beim Kapitaldienst in schwere Bedrängnis bringen, sodass die jeweiligen nationalen Notenbankpräsidenten womöglich weniger im Sinne der Inflationsbekämpfung handeln. Mit Jens Weidmann, dem ehemaligen Bundesbankpräsidenten, habe man überdies einen großen Verfechter einer restriktiven Geldpolitik verloren. Für die AnlegerInnen bedeutet ein niedriges Zinsniveau, dass renditestärkere Anlagealternativen gesucht werden. Die derzeit hohen Immobilienpreise und Börsenkurse sind auch Ergebnis dieser Entwicklung.
Zwei SchülerInnen der Berufsoberschule konnten im Rahmen des Börsenspiels der Sparkasse Altötting-Mühldorf durch geschickten Aktienkauf von diesem Trend profitieren und den 2. Platz erreichen. Das Börsenspiel wurde zwischenzeitlich durch einen sog. Nachhaltigkeitsertrag erweitert, um zukunftsorientiertes und verantwortungsvolles Handeln zu fördern. Wie die neue EU-Taxonomie der Europäischen Kommission diese Bemühungen beeinflusst, wird sich in künftigen Spielrunden zeigen.
Theorie und Praxis verschränken – sei es durch ExpertInnenvorträge oder verschiedene Planspiele – ist ein großes Anliegen ökonomischer Bildung an beruflichen Schulen. Dabei geht es nicht einfach darum, bestehende Lehrsätze unreflektiert wiederzugeben; ein solides Verständnis ökonomischer Prozesse soll die SchülerInnen zu künftigem Mitgestalten anregen und befähigen. Als Analogie zur pandemischen Situation ist Bildung die notwendige Immunisierung, um die Resilienz unserer Gesellschaft zu stärken und zukunftsfähig zu machen.
Kurt Adler, OStR