Schulversuch Smartphones
Seit Beginn des Schuljahres 2018/19 ist die Berufliche Oberschule Inn-Salzach eine von 135 bayerischen Schulen, die an einem Schulversuch zur pädagogisch sinnvollen Nutzung von mobilen Endgeräten teilnimmt. In den nächsten zwei Jahren werden in Abstimmung mit dem Schulforum interne Regeln zur Handynutzung formuliert und Möglichkeiten der Nutzung von Smartphones im Unterricht erprobt. Der Schulversuch wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus initiiert (Pressemitteilung) und wird fachlich durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) begleitet und evaluiert.
Die von unserer Schulfamilie gemachten Erfahrungen werden auf einer fortlaufend aktualisierten Webseite dokumentiert: Dort finden sich Hinweise auf nützliche Apps und mobile Webseiten, auf Einsatzmöglichkeiten im Unterricht sowie die Regeln zur Handynutzung an unserer Schule.
Beispiel: Classroom Management mit Hilfe von REMIND
Eine App, die an unserer Schule bereits von einigen Lehrkräften gewinnbringend verwendet wird, ist REMIND. Diese weltweit in Schulen eingesetzte Anwendung erlaubt es Lehrkräften, mit dem Klassenverband zu kommunizieren sowie gezielt Nachrichten oder Dateien an einzelne Schülerinnen und Schüler zu senden; letztere können die Lehrkraft ebenfalls kontaktieren und sich – falls von der Lehrkraft genehmigt – auch untereinander schreiben. Die App ist für die Betriebssysteme Android und iOS verfügbar und auch browserbasiert nutzbar: Nach Schaffung einer „Klasse“ wird ein „Klassencode“ generiert, mit dessen Hilfe die Schülerinnen und Schüler der Klasse beitreten können.
Vielfältige Stärken von REMIND überwiegen potentielle Schwächen
Bei der Verwendung dieser Technologie müssen freilich die Schwächen reflektiert werden, auf die Kritiker der Handynutzung in Schulen immer wieder verweisen (vgl. etwa SZ Online vom 22.08.2018). Naturgemäß verstärkt die Kommunikation via Smartphone den Nachteil der ständigen Erreichbarkeit. Es liegt daher in der Verantwortung der Lehrkraft, die Schülerinnen und Schüler nur zu vernünftigen Zeiten und im angemessenen Umfang zu kontaktieren; sie selbst kann Sprechzeiten einstellen, zu denen sie erreichbar ist (unter „Einstellungen“ → „Profil bearbeiten“ durch Klicken auf den eigenen Namen → „Sprechzeiten“).
Auch die Frage des Datenschutzes spielt bei dieser Art der Kommunikation eine große Rolle. Zwar müssen alle Beteiligten bei der Anmeldung für REMIND eine Emailadresse hinterlegen, allerdings werden keine weiteren Daten (wie z.B. Klarnamen oder Handynummern) zwingend erhoben oder an andere Nutzer weitergegeben. Etwas problematischer ist allerdings der zur Anmeldung in einer Klasse benötigte Code (s.o.): Ist dieser zu offensichtlich (z.B. der echte Name der Klasse), kann sich jeder als Nutzer in der entsprechenden Klasse anmelden. Bis sie von der Lehrkraft entfernt wird, erhält diese Person u.U. eine Liste mit Namen der Klassenmitglieder – es empfiehlt sich daher, diesen Code möglichst ausgefallen zu gestalten und ihn nur einem festen Teilnehmerkreis zugänglich zu machen.
Auch das oft vorgebrachte Argument, Schülerinnen und Schüler ohne Smartphone seien von der Kommunikation ausgeschlossen, erweist sich als unbegründet. Neben Anwendungen für Android und iOS bietet REMIND eine browserbasierte Version mit identischer Funktionalität, die an jedem PC oder Tablet übersichtlich zu bedienen ist. Zudem kann dort jeder Nutzer einstellen, per Email über neue Nachrichten informiert zu werden, was eine gleichwertige Partizipation aller Klassenmitglieder sicherstellt (unter „Einstellungen“ durch Klicken auf den eigenen Namen → „Account/Konto“ → „Communication/Kommunikation“).
Die oft mit Blick auf Apps und die BYOD-Idee („Bring Your Own Device“) vorgebrachten Schwächen werden somit durch die vielfältigen Stärken von REMIND relativiert (vgl. auch SZ Online vom 15.08.2018): Die Anwendung kommt ohne die Bekanntgabe persönlicher Daten aus und ermöglicht es, wichtige Informationen und Ankündigungen der Lehrkraft allen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen und unverzüglich zugänglich zu machen. Auch didaktisch lässt sich REMIND gewinnbringend nutzen, indem sich (digitalisierte) Tafelbilder, PDF-Dokumente und andere Dateien einfach teilen lassen. Nicht zuletzt die bislang durchweg positiven Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler unterstreichen, dass diese Anwendung eine sinnvolle Bereicherung des Unterrichts ist.
StR Dr. Gregor Weidinger