Vormittags Steuern, nachmittags Gebühren
11. Wirtschaftsklasse besucht Müllheizkraftwerk Burgkirchen
Vor wenigen Jahren beschwerte sich eine Bloggerin sinngemäß, sie sei fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherung. Aber sie könne in 4 Sprachen eine Gedichtanalyse schreiben. Für die Schülerinnen und Schüler der 11W4 dürfte die Situation genau umgekehrt sein.
Unter der Überschrift „Schule und Steuern“ bieten die Finanzbehörden verschiedene Themenblöcke für Schulen an. Frau Maier vom Finanzamt Mühldorf präsentierte der Klasse 11W4 am Donnerstag den Bereich “Einkommenssteuer“. Nach einem theoretischen Überblick von Steueraufkommen bis Steuergerechtigkeit erstellten alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Fallbeispiels eine erste praxisnahe Steuererklärung samt Berechnung der voraussichtlichen Steuererstattung. Und der fiktive Stundenlohn für die Erklärung konnte sich sehen lassen.
Im Anschluss besuchte die Klasse das Müllheizkraftwerk in Burgkirchen. Von den Steuern ging es also zu den Gebühren bzw. Nebenkosten. Schon im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS) wurde anhand einer Müllcollage eines Kindergartens klar: Das Thema ist generationenübergreifend und allgegenwärtig: Was bleibt?! Richtet man den Blick in den Müllbunker der Verbrennungsanlage, so vermag man unter dem grauen Schleier noch den ein oder anderen Gegenstand identifizieren, der gerade angeliefert wurde. Stetig versorgt ein Kran dann die beiden Verbrennungsöfen mit allerlei Abfall und von 1 Tonne Müll müssen etwa noch 32 kg hochgiftige Reststoffe untertage verbracht werden. Die Temperaturen von etwa 1100 °C bei der Verbrennung sorgen nicht nur für Emissionswerte weit unter geltenden Grenzwerten – der benachbarte Industriepark, ein Schwimmbad und auch das nahegelegene Gewächshaus sind dankbare Abnehmer des reichlich heißen Dampfs bzw. Stroms. Die hohen Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sorgten dafür, dass aus geplanten ca. 17 Mio. € Verlust im Jahr 2022 etwa 9 Mio. € Gewinn wurden. Zum Abschmelzen von Rücklagen werden daher konkurrenzlos niedrige Abgabepreise für Müll berechnet. Diese schonen mit Sicherheit unsere Geldbeutel – das Bewusstsein für die Schonung natürlicher Ressourcen leidet aber vermutlich auch. Was bleibt? Es bleibt die Erkenntnis, bei aller lobenswerten Bemühungen um saubere Müllverwertung, den Fokus auf Müllvermeidung und Nachhaltigkeit zu richten: Der „beste“ Müll entsteht erst gar nicht. Dazu sollen Gegenstände länger bleiben, funktionieren, nutzbar sein. Was nicht mehr funktioniert wird repariert. Kreislaufwirtschaft statt Abfallwirtschaft. Einkaufen regional und unverpackt. Alle können dazu beitragen und ein guter Ausgangspunkt war sich anzuschauen, was bleibt!
Kurt Adler, OStR