Zeitzeuge an der Außenstelle Mühldorf
„Einmal in meinem Leben wollte ich mit einem Überlebenden des Holocaust sprechen.“
Was eine Bucket List ist, ist heutzutage allseits bekannt. Die ganze Welt zu bereisen oder einmal mit Angela Merkel ein Bier zu trinken sind Punkte, die auf meiner Liste zu finden sind. Das ist das Schöne an einer Bucket List, ihr sind keine Grenzen gesetzt, außer vielleicht die Zeit, weshalb es mir ein besonderes Anliegen war, einen weiteren Punkt meiner Liste schnellstmöglich in Angriff zu nehmen. Einmal in meinem Leben wollte ich mit einem Überlebenden des Holocaust sprechen und mir dessen Geschichte anhören. Nach einem Austausch mit meiner Banknachbarin und mit der Unterstützung der GeschichtslehrerInnen Frau Maier, Herrn Hiergeist und Frau Bauer konnte ich schließlich erreichen, dass die KZ-Gedenkstätte Dachau nach kurzer Zeit zusagte, dass Abba Naor, einer der noch wenigen lebenden Zeitzeugen, uns in Mühldorf besuchen wird.
Am Montag, dem 26. Februar 2018 durften wir SchülerInnen der FOS/BOS Altötting (Außenstelle Mühldorf) dann einem Geschichtsunterricht der besonderen Art beiwohnen. Zum Unterrichtsthema „Aufarbeitung der NS-Zeit“ besuchten wir zunächst die Ausstellung „Alltag, Rüstung, Vernichtung. Der Landkreis Mühldorf im Nationalsozialismus“ im Haberkasten. Im Anschluss fand der Vortrag von Herrn Abba Naor statt, der auf lebendige Art und Weise aus seinem Leben während der NS-Zeit erzählte und uns in seinen Bann zog. Wir erfuhren unter anderem, dass Hr. Naor, ein litauischer Jude, zeitweise Gefangener in einer Außenstelle des KZ Dachau bei Landsberg am Lech (Kaufering I) war.
Besonders in Erinnerung bleiben wird uns die Tatsache, dass dieser fast 90-jährige Mann trotz seiner unvorstellbaren traumatischen Erfahrungen eine unglaubliche Stärke ausstrahlt, nicht von Hass zerfressen ist, sondern sich stattdessen, wie er selbst äußerte, für das Leben entschieden hat. Neben diesem Umstand war es auch seine Offenheit auf alle unsere Fragen unverblümt zu antworten, die diesen Vormittag so eindrucksvoll und mitreißend machten.
Wir danken Herrn Naor für seine Zeit und der Gedenkstätte Dachau, die sein Kommen ermöglicht hat, wie auch den Lehrkräften und der Schulleitung, die diesen außergewöhnlichen Schultag unterstützt haben.
Phoebe Struve und Maria Breiteneicher, 12Ga