
Zwischen Klischee und Realität: Plakat-Ausstellung zu „Frauen im geteilten Deutschland“
In der Pausenhalle der FOSBOS ist seit dieser Woche eine Plakatausstellung zum Thema „Frauen im geteilten Deutschland“ zu sehen, die ihre Besucher mit auf eine spannende Zeitreise nimmt und fest verankerte Klischees über Frauen in Ost und West hinterfragt. Waren ostdeutsche Frauen wirklich „Rabenmütter“, die ihre Kinder früh in den Kindergarten gaben? Und lebten westdeutsche Frauen tatsächlich nur als „Heimchen am Herd“, mit Haushalt und Familie als einzigem Lebensinhalt? Die Schau räumt mit diesen Stereotypen auf und zeigt, dass die Realität weit facettenreicher war. Kuratorin Clara Marz betont, dass diese Klischees zwar überzeichnet sind, aber dennoch einen wahren Kern haben. Sie laden dazu ein, genau hinzusehen: Welche Rahmenbedingungen herrschten damals in den beiden deutschen Staaten?
Mit einer eindrucksvollen Sammlung von Fotos und Infotafeln zeichnet die Ausstellung nach, wie sich das Frauenbild in DDR und BRD veränderte – besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren. Themen wie Berufstätigkeit, Ehe und Kinderbetreuung stehen dabei im Mittelpunkt. Während in der DDR Frauen durch die polytechnische Oberschule die gleiche Ausbildung wie Männer erhielten, blieben westdeutsche Frauen oft stärker an traditionelle Rollen gebunden. Doch eines verbindet sie alle: der Kampf um Selbstbestimmung. Auf beiden Seiten der Mauer wollten Frauen ihr eigenes Bild von Weiblichkeit prägen – und nicht in eine Schablone gepresst werden, die von Männern entworfen wurde.
Die Ausstellung verdeutlicht, dass die Erwartungen an Frauen in beiden deutschen Staaten oft unrealistisch waren. Junge, schöne, stets fröhliche und unkomplizierte Ehefrauen und Mütter – dieses Idealbild war überall präsent, egal ob in der Werbung für Orwo-Filme in der DDR oder in westdeutschen Magazinen. Doch wer nicht in dieses Raster passte, hatte es schwer. Frauen mit Behinderungen, lesbische Frauen, ältere Frauen oder jene mit psychischen Erkrankungen wurden oft ausgegrenzt. Umso wichtiger ist es, dass ihre Geschichten nun in dieser Ausstellung Raum finden.
Mit 20 ausdrucksstarken und prägnant-informativen Plakaten wirft die Schau ein vielschichtiges Licht auf das Leben von Frauen in Ost und West – ihre Herausforderungen, Kämpfe und Errungenschaften. Wer mehr wissen will, kann über QR-Codes vertiefende Videos und Interviews mit Expertinnen abrufen. Die Ausstellung lädt dazu ein, ins Gespräch zu kommen – über Frauenbilder, Gleichberechtigung und die Veränderungen, die bis heute nachwirken.
Weitere Informationen zur Ausstellung sind unter folgendem Link zu finden: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/vermitteln/ausstellungen/frauen-im-geteilten-deutschland
Alois Weichselbraun
Fachbetreuer Geschichte/ Politik & Gesellschaft/ Soziologie


